Leopoldsreut, das verlassene Dorf
Hoch droben im Wald, zwischen dem Haidel und Bischofsreut, findet man das verlassene Dorf Leopoldsreut, von den Einheimischen „Sandhaisan“ genannt. Von den früheren Häusern und Höfen, stehen nur noch die alte Schule und die Kirche „St. Nepomuk“, die höchstgelegene Kirche im Bistum Passau und dem Bayerischen Wald. Viele Infotafeln erzählen die Geschichten der alten Familien. Gegründet wurde Leopoldsreut 1618, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, vom Passauer Fürstbischof Leopold, Erzherzog von Österreich, zur Sicherung der Grenze zu Böhmen und Instandhaltung des bedeutenden „Goldenen Steigs“. Das Leben war anstrengend und entbehrungsreich, vor allem wegen der langen und schneereichen Wintermonate, weshalb immer mehr Bewohner das Dorf verließen. Mitte des 20. Jahrhunderts gaben auch die Letzten den Ort auf, die Häuser wurden abgerissen und die Flächen aufgeforstet.
Frauenberger Kapelle unter dem Dreisessel
Ende des 17. Jahrhunderts war rund um den Dreisessel unbesiedeltes Niemandsland, beziehungsweise Grenzland von drei Herrschaftsgebieten, Passau, Böhmen und Österreich. Um hier seinen Anspruch zu festigen ließ Fürstbischof Dominikus von Lamberg verschiedene Dörfer ansiedeln: Frauenberg, oder wie es ursprünglich hieß Hennhart, wurde 1724 durch sieben Familien gegründet. Aber das Leben in dieser Gegend und auf dieser Höhe war besonders schwer und so starben viele Menschen durch Hunger und Entbehrungen. Welche Einnahmequellen hatten die Menschen in dieser Gegend? Neben der Waldarbeit wurde die Herstellung von Glas immer bedeutender, so entstanden mehrere Glashütten in der Region, wie z.B. die „Hobelsberger Glashütte“ und die „Neue Glas Hütte“. Hierfür wurde viel Holz benötigt, welches in unmittelbarer Nähe abgeschlagen und zu Pottasche weiterverarbeitet wurde. Wurden die Bäume rings um die Glashütte abgeholzt, so zog der Betrieb weiter Richtung neues Waldgebiet (Glashüttenraumreut). Zum anderen stieg im 19. Jahrhundert der Holzbedarf der Donaustädte stark an, was das holzreiche Dreisesselgebiet und das Triftwesen förderte. Die Waldarbeit war über viele Jahre hinweg die Haupteinnahmequelle der Bewohner rund um den Hennhart, Dreisessel. Viele Geschichten berichten auch von Schmuggeltätigkeiten und Wildereien in dieser Gegend, die vor allem im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt fanden. Die einfache Frauenberger Holzschindel-Kapelle zeugt heute noch vom einfachen Leben der Menschen im Dreisesselgebiet.
Die Holzkapelle in Schwendreut
Die Ursprünge des kleinen Dorfes Schwendreut, im Volksmund als „Glosan“ bekannt, reichen bis in das Jahr 1618 zurück. Heute steht nur noch die kleine Waldkapelle (um 1755 erbaut und der Heiligen Gottesmutter Maria gewidmet) am Wegesrand, welcher hinauf über den Haidel nach Leopoldsreut und weiter in´s Böhmische führt. Viele Geschichten gibt es über Schwendreut zu erzählen, von großen Pestepidemien im 17. Jahrhundert, dem ersten Anbau von Kartoffeln in der Region oder von den absichtlich gelegten Bränden in den 1930er Jahren. Es war eine harte Zeit und 1957 wurden schließlich die letzten Häuser von den Bewohnern verlassen. Nur noch die kleine Holzkapelle steht hier als Mahnmal für das verlassene Dorf, in dem einst bis zu 90 Einwohner wohnten und lebten.
Der alte Wallfahrtsort Kreuzberg
Egal, aus welcher Richtung man sich Kreuzberg (Gereutzberg, gerodeter Berg) auch nähert, schon von weitem sticht die St. Anna Kirche mit ihrem spitzen Turm hervor. Diese liegt zentral auf dem hohen Berggipfel (819 m), während sich die restlichen Gebäude und Felder gleichmäßig rund um den Bergkegel anordnen. Nicht nur optisch, auch historisch betrachtet, nimmt Kreuzberg eine besondere Stellung in der Region ein. Zum einen kann man sagen, daß Kreuzberg eine der ersten Siedlungen im Nordwald gewesen ist, mit dem Ziel, von hier aus den „wilden Wald“ zu
besiedeln. Es war so bedeutend, dass ihr bereits 1354 das Marktrecht verliehen wurde. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Grenzlage in der Passauer Abtei, was dazu führte, dass Kreuzberg über viele Jahrhunderte lang der letzte Ort vor der Grenze zu Böhmen war und folglich hier eine Mautstation am oberen Goldenen Steig (Passau nach Bergreichenstein) eingerichtet wurde. Als vielleicht bedeutendsten Aspekt muss die weit über die Grenzen hinaus bekannte Wallfahrt zur Heiligen Anna genannt werden, welche 1429 zum ersten Mal erwähnt wurde. Über viele Jahrhunderte lang pilgerten tausende Gläubige aus Bayern, Böhmen und Österreich zum Gnadenbild der „Anna Selbdritt“ nach Kreuzberg.
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